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Dienstag, 20. April 2021
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Theoretisch verfügt die Schweiz über Pandemie-Erfahrung. Die Behörden agierten während der Spanischen Grippe 1918 ähnlich wie heute. Daraus könnte man lernen. weiterlesen
TV: «Columbo – Playback» Die Flimmerkiste hat diese Woche zur Primetime nicht allzuviel zu bieten. Gut gibt es da Sat1 Gold, das am Samstag regelmässig mit der Krimireihe «Columbo» aufwartet. Schliesslich gibt es kaum jemanden, der den gammeligen,... weiterlesen
Grüezi mitenand. Da sind wir also wieder. Sie, ich, Promis. Wir alle sitzen im gleichen Boot. Wir alle müssen gerade im zweiten Lockdown ausharren. Statt Restaurants zu besuchen, essen wir auch mal vor dem Fernsehen. Statt High Heels und VIP-Events.. weiterlesen
Ein Treuhänder zog Joseph A. Fässler vor über 20 Jahren über den Tisch. Damit begann Fässlers soziale Abwärtsspirale. Bis heute ringt er mit diversen Ämtern, um aus der Situation ausbrechen zu können – ohne Erfolg. Jetzt will er Leuten in ähnlichen Situationen helfen.
Unterwasser «Ich befinde mich seit 1998 in den Fängen des Verelendungsverfahrens», sagt der in Unterwasser wohnhafte Joseph A. Fässler. Über zwanzig Jahre lang kämpfte er dafür, beruflich und gesellschaftlich wieder auf die Beine kommen zu können. Ausserdem versuchte er mehrfach erfolglos, sich gerichtlich für seine Rechte und die Rechte von Bekannten einzusetzen. «Ich musste zusehen, wie drei Leidensgenossen vorsätzlich zu Tode gebracht wurden», sagt er. Doch jetzt hat er seinen Kampf beendet. Er hat sich damit abgefunden, kaum etwas zu besitzen. Und so wirkt er ganz gelassen, als er damit beginnt, seine Leidensgeschichte zu erzählen: «Früher hatte ich ein eigenes Transportunternehmen. Als mir mein Treuhänder einen neuen Kunden vermittelte, ahnte ich nichts Böses.» Neun Monate lang habe er für diesen Kunden gearbeitet. Doch der Treuhänder zahlte ihm bedeutend weniger aus, als vereinbart war. «Er behielt 90?000 Franken zu viel für sich. Und so geriet ich in Geldnot», sagt der 59-Jährige. Als er den Treuhänder verklagte, wurde die Klage abgewiesen. Fässler blieb nichts anderes übrig, als auf das Sozialamt zu gehen. Was er damals allerdings nicht wusste: Da er Unternehmer war, wäre das Fürsorgeamt für ihn zuständig gewesen. Der Beamte des Sozialamts vermittelte ihn aber nicht. Und so begann Fässlers sozialer Abstieg.
«Das Sozialamt wollte mir alles wegnehmen», sagt Fässler. Jeder Versuch, sich zu wehren, scheiterte. Stattdessen wurde Fässlers mentale Gesundheit angezweifelt: «Man sagte mir, ich sei paranoid. Und ein Psychiater stützte diese Behauptung, obwohl er nur eine Stunde mit mir geredet hatte.» Schliesslich meldete ihn das Amt bei der IV an. Fässler wollte das nicht, denn er ahnte, dass er dadurch in eine schwierige Situation geraten würde. Später kündete das Sozialamt Fässlers Wohnung und er war von Zeit zu Zeit obdachlos. «Ich war insgesamt sechs Jahre lang auf der Strasse.» Da er nicht auf der Strasse schlafen wollte, zog er von Hotel zu Hotel und bot seine Dienste bei Transportunternehmen an. Schliesslich wurde ihm ein Platz in einer Einrichtung für Betreutes Wohnen vermittelt. Doch eines Tages wurde er zusammen mit einem schwerkranken Mitbewohner rausgeworfen. Fässler wehrte sich: «Ich setzte mich auf die Fensterbank und drohte mit Suizid.» So kam er in eine Klinik und musste nicht wieder auf die Strasse. Seinem schwerkranken Mitbewohner erging es weniger gut: Er starb kurze Zeit nach dem Rauswurf.
In der Klinik wurde Fässler klar, dass es für ihn kaum eine Chance gab, aus seiner Situation ausbrechen zu können. Zudem plagten ihn mehrere psychosomatische Leiden. Andere Patienten der Klinik erzählten ihm, dass sie immer wieder in der Klinik landen würden, da sie sonst nichts mehr besitzen würden. «Es ist immer gleich. Man kommt in ein Betreutes Wohnen und dann in die Klinik. Holt man innerhalb einer bestimmten Frist sein Hab und Gut in der Wohnung nicht ab, wird es vernichtet», sagt Fässler. Wer aus der Klinik komme, habe oftmals gar nichts mehr. Und als Joseph A. Fässler sich 2015 bei der KESB anmelden musste, teilte ihm der zuständige Beamte mit, dass es für ihn keine Unterkunft gebe. «Ich sagte dem Beamten, dass ich auf der Strasse lande, da ich nirgends hin kann. Doch der Beamte meinte nur, dass ihm das egal sei.» Fässler ist überzeugt, dass hinter dieser Elendsspirale ein System steckt. Er und viele andere würden in einem ewigen Verfahren stecken, aus dem es keinen Ausweg gibt. Seine Theorie: «Die Leute werden so lange psychisch kaputt gemacht, bis sie depressiv werden und sich umbringen. So muss ihnen dann keine Rente mehr gezahlt werden.» Zwar sieht Fässler den Wert dieser sozialen Einrichtungen. Doch sie würden über das Ziel hinausschiessen. «KESB, Sozialamt und andere Einrichtungen sind sehr wichtig. Sie helfen unzähligen Menschen in schwierigen Situationen. Aber Leute wie ich sind in diesem System gefangen, auch wenn wir raus wollen und eigentlich arbeiten könnten.»
Da er sich mit seiner Situation abgefunden hat, will sich Fässler aktiv für die Suizidhilfe einsetzen und Menschen helfen, die sich in ähnlichen Situationen befinden, wie er selbst. So habe er sich beim Bundesamt für Gesundheit beworben, um seine Erfahrung mit dem Thema konstruktiv einbringen zu können. Zudem schwebt ihm vor, eine politische Partei zu gründen, die auf soziale Ungerechtigkeiten aufmerksam macht und sich gegen das Verelendungsverfahren einsetzt. Erste Ansätze hat Fässler bereits: «Die KESB sollte Leute freigeben, die nicht pflegebedürftig sind. Und die Krankenkassen sollten die astronomischen Prämien runtersetzen, damit alle die gleichen Arbeitschancen haben.» Er lädt Interessierte dazu ein, sich bei ihm zu melden und sich seiner Partei anzuschliessen. Zudem sei er offen für Namensvorschläge.
Von Manuel Reisinger
Ein Treuhänder zog Joseph A. Fässler vor über 20 Jahren über den Tisch. Damit begann Fässlers soziale Abwärtsspirale. Bis heute ringt er mit diversen Ämtern, um aus der Situation ausbrechen zu können – ohne Erfolg. Jetzt will er Leuten in ähnlichen Situationen helfen.
Unterwasser «Ich befinde mich seit 1998 in den Fängen des Verelendungsverfahrens», sagt der in Unterwasser wohnhafte Joseph A. Fässler. Über zwanzig Jahre lang kämpfte er dafür, beruflich und gesellschaftlich wieder auf die Beine kommen zu können. Ausserdem versuchte er mehrfach erfolglos, sich gerichtlich für seine Rechte und die Rechte von Bekannten einzusetzen. «Ich musste zusehen, wie drei Leidensgenossen vorsätzlich zu Tode gebracht wurden», sagt er. Doch jetzt hat er seinen Kampf beendet. Er hat sich damit abgefunden, kaum etwas zu besitzen. Und so wirkt er ganz gelassen, als er damit beginnt, seine Leidensgeschichte zu erzählen: «Früher hatte ich ein eigenes Transportunternehmen. Als mir mein Treuhänder einen neuen Kunden vermittelte, ahnte ich nichts Böses.» Neun Monate lang habe er für diesen Kunden gearbeitet. Doch der Treuhänder zahlte ihm bedeutend weniger aus, als vereinbart war. «Er behielt 90?000 Franken zu viel für sich. Und so geriet ich in Geldnot», sagt der 59-Jährige. Als er den Treuhänder verklagte, wurde die Klage abgewiesen. Fässler blieb nichts anderes übrig, als auf das Sozialamt zu gehen. Was er damals allerdings nicht wusste: Da er Unternehmer war, wäre das Fürsorgeamt für ihn zuständig gewesen. Der Beamte des Sozialamts vermittelte ihn aber nicht. Und so begann Fässlers sozialer Abstieg.
«Das Sozialamt wollte mir alles wegnehmen», sagt Fässler. Jeder Versuch, sich zu wehren, scheiterte. Stattdessen wurde Fässlers mentale Gesundheit angezweifelt: «Man sagte mir, ich sei paranoid. Und ein Psychiater stützte diese Behauptung, obwohl er nur eine Stunde mit mir geredet hatte.» Schliesslich meldete ihn das Amt bei der IV an. Fässler wollte das nicht, denn er ahnte, dass er dadurch in eine schwierige Situation geraten würde. Später kündete das Sozialamt Fässlers Wohnung und er war von Zeit zu Zeit obdachlos. «Ich war insgesamt sechs Jahre lang auf der Strasse.» Da er nicht auf der Strasse schlafen wollte, zog er von Hotel zu Hotel und bot seine Dienste bei Transportunternehmen an. Schliesslich wurde ihm ein Platz in einer Einrichtung für Betreutes Wohnen vermittelt. Doch eines Tages wurde er zusammen mit einem schwerkranken Mitbewohner rausgeworfen. Fässler wehrte sich: «Ich setzte mich auf die Fensterbank und drohte mit Suizid.» So kam er in eine Klinik und musste nicht wieder auf die Strasse. Seinem schwerkranken Mitbewohner erging es weniger gut: Er starb kurze Zeit nach dem Rauswurf.
In der Klinik wurde Fässler klar, dass es für ihn kaum eine Chance gab, aus seiner Situation ausbrechen zu können. Zudem plagten ihn mehrere psychosomatische Leiden. Andere Patienten der Klinik erzählten ihm, dass sie immer wieder in der Klinik landen würden, da sie sonst nichts mehr besitzen würden. «Es ist immer gleich. Man kommt in ein Betreutes Wohnen und dann in die Klinik. Holt man innerhalb einer bestimmten Frist sein Hab und Gut in der Wohnung nicht ab, wird es vernichtet», sagt Fässler. Wer aus der Klinik komme, habe oftmals gar nichts mehr. Und als Joseph A. Fässler sich 2015 bei der KESB anmelden musste, teilte ihm der zuständige Beamte mit, dass es für ihn keine Unterkunft gebe. «Ich sagte dem Beamten, dass ich auf der Strasse lande, da ich nirgends hin kann. Doch der Beamte meinte nur, dass ihm das egal sei.» Fässler ist überzeugt, dass hinter dieser Elendsspirale ein System steckt. Er und viele andere würden in einem ewigen Verfahren stecken, aus dem es keinen Ausweg gibt. Seine Theorie: «Die Leute werden so lange psychisch kaputt gemacht, bis sie depressiv werden und sich umbringen. So muss ihnen dann keine Rente mehr gezahlt werden.» Zwar sieht Fässler den Wert dieser sozialen Einrichtungen. Doch sie würden über das Ziel hinausschiessen. «KESB, Sozialamt und andere Einrichtungen sind sehr wichtig. Sie helfen unzähligen Menschen in schwierigen Situationen. Aber Leute wie ich sind in diesem System gefangen, auch wenn wir raus wollen und eigentlich arbeiten könnten.»
Da er sich mit seiner Situation abgefunden hat, will sich Fässler aktiv für die Suizidhilfe einsetzen und Menschen helfen, die sich in ähnlichen Situationen befinden, wie er selbst. So habe er sich beim Bundesamt für Gesundheit beworben, um seine Erfahrung mit dem Thema konstruktiv einbringen zu können. Zudem schwebt ihm vor, eine politische Partei zu gründen, die auf soziale Ungerechtigkeiten aufmerksam macht und sich gegen das Verelendungsverfahren einsetzt. Erste Ansätze hat Fässler bereits: «Die KESB sollte Leute freigeben, die nicht pflegebedürftig sind. Und die Krankenkassen sollten die astronomischen Prämien runtersetzen, damit alle die gleichen Arbeitschancen haben.» Er lädt Interessierte dazu ein, sich bei ihm zu melden und sich seiner Partei anzuschliessen. Zudem sei er offen für Namensvorschläge.
Von Manuel Reisinger
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