Adrian Gmür
vermisst im Polit Geflüster, den gut schweizerischen Kompromiss.
Das Projekt Thursanierung weist zwei weitere Prüfaufträge aus. Das Team um den Projektleiter Philipp Gyr informierte über die Breite der Thurwege ebenso wie zum Thema Kulturlandbedarf.
Wattwil Die Planung der Thursanierung geht in eine weitere Runde. Nachdem der Projektleiter Philipp Gyr und seine Arbeitgruppe im Frühling bereits die Prüfaufträge «Alternativvariante», «Erhalt der Allee-Bäume», sowie «Auswirkungen auf Klima und Wassertemperatur» präsentiert hatten, standen nun die «Breite der Thurwege» und der «Kulturlandbedarf» im Fokus. Im öffentlichen Mitwirkungsverfahren zur Thursanierung Wattwil stellten mehrere Teilnehmende unter anderem die Verbreiterung des rechtsufrigen Thurwegs auf 3,5 Meter sowie die Verhältnismässigkeit des Kulturlandbedarfs in Frage. Das Bau- und Umweltdepartement hat die Einwände überprüft und die Ergebnisse in zwei Prüfberichten zusammengefasst.
Die Uferwege entlang der Thur varriieren zwischen 1,8 und 4 Metern. Gemäss einem Projekt aus dem Jahr 2019 sollte die rechtsufrige Wegbreite von 4 auf 3,5 Meter sowie der Gewässerrandstreifen reduziert werden. Für die Wegbreite ist es laut kantonaler Richtlinie massgebend ob zwei Fussgänger und ein Radfahrer kreuzen können.
Nach erneuter Prüfung kommt das Projektteam zum Schluss, dass die Wegbreite ausserhalb des Zentrumsbereichs 3 Meter betragen soll. Von der Firma Högg bis unterhalb des Fussballplatzes Schomatten soll der Weg 3,3 Meter breit sein. Eigentlich wären 3,5 Meter angedacht gewesen. «Auf Vorschlag der Gemeinde Wattwil sieht das Projekt nun die erwähnten 3,3 Meter vor. Im übrigen dezentralen Gebiet sollen es 3 Meter sein. Der Gewässerrandstreifen hingegen soll im Vergleich zum Projektstand 2019 nicht weiter reduziert werden», erklärte Ueli Schällibaum, Bauingenieur und Geschäftsleiter der Schällibaum AG.Die Breite der Wanderweges auf der linken Flussseite soll durchgehend 2,5 Meter betragen.
Ausserhalb des Siedlungsgebiets soll der Flussraum so umgestaltet werden, dass der natürliche Verlauf der Thur möglichst wiederhergestellt wird und seine ökologischen Funktionen wahrnehmen kann. Das entspricht dem gesetzlichen Auftrag. Mit der Sanierung der 100-jährigen Thurverbauung und einer massvollen Verbreiterung des Gewässerraums erhöht der Kanton den Hochwasserschutz. In der öffentlichen Mitwirkung haben Teilnehmende gefordert, den Flächenverlust für die produzierende Landwirtschaft zu reduzieren. Andere wünschen, das vorhandene Potenzial für eine ökologische Aufwertung noch besser auszuschöpfen. Ein externes agronomisches Fachgutachten bestätigt nun, dass die Interessensabwägung zwischen Sicherheit, Umwelt und Landwirtschaft ausgewogen und das Sanierungsprojekt verhältnismässig ist. Eine Analyse der elf betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe hat ergeben, dass zehn von elf Betrieben hinsichtlich ihrer Einkommenssituation nur minimal von der Thursanierung betroffen sind. Mit dem stark betroffenen Betrieb sucht das Bau- und Umweltdepartement das Gespräch, um die künftige Einkommenssituation zu klären und nach Lösungen zu suchen. In den Bereichen Schomatten und Rickenbach werden lokale Optimierungen umgesetzt. Dadurch wird der Landbedarf um weitere 3'000 Quadratmeter reduziert.
Philipp Gyr ist ausgebildeter Bauingenieur und Geomatiker. Die Thur und deren Sanierung beschäftigen ihn seit Jahrzehnten. 1983 arbeitete er bereits in anderer Funktion im Auftrag der Gemeinde Wattwil an der Thur. Seit 1998 ist er als Projektleiter des Kantons St.Gallen für die Thursanierung Wattwil verantwortlich. «Bereits vor 100 Jahren hat man grosse Anstrengungen unternommen und Schutzmassnahmen für die Thur umgesetzt. Das war zu einer Zeit, als Wattwil alle fünf bis zehn Jahre unter Wasser stand. Man konnte im Gebiet Bleiken sogar «Böötli» fahren», sagt Gyr. Die damalige Sanierung sei besonders der Firma Häberlein, die das Projekt auch unterstützte, zu Gute gekommen. Andererseits erschwere die sanierungsbedürftige Verbauung es die Aufstellung der Kostenwirksamkeit, die der Bund fordere. Philipp Gyr rechnet damit, dass der Kosten- Nutzenaufwand, mit den Auflagen des Bundes, im kommenden Frühling beziffert werden kann. Für ihn und sein Team folgt nach den Prüfaufträgen nun die Fertigstellung der fünften Projektüberarbeitung. «Es ist ein intensives und straffes Programm. Alle Themen sollen bis im Sommer 2025 abgearbeitet sein. Wir werden zudem ökologische Aspekte aufarbeiten und einen Umweltverträglichkeitsbericht erstellen. Anschliessend ist das Projekt bereit für die Behandlung im Kantonsrat und die öffentliche Auflage», erklärt Gyr.
Von Andreas Lehmann
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