Die Zwillinge
die preisgekönten Comedians kommen nach Eschenbach und berichten, was sie mit dem Dorf…
Können Frauen Autorennen fahren? Klar, es spricht nichts dagegen. Und trotzdem sind sie immer noch in der Unterzahl. Gerade einmal eine Hand voll gehen am Bergrennen Hemberg an den Start.
Hemberg Am 8. und 9. Juni dreht sich im Toggenburg wieder alles um den Motorrennsport. In Hemberg wird zum elften Mal nach der Wiedereinführung das Bergrennen ausgetragen. Der Anlass ist nicht nur der Auftakt zur Schweizer Bergmeisterschaft, er ist noch viel mehr: Motorsport pur und Volksfest für alle, schnelle Autos und jede Menge Unterhaltung. Das Starterfeld in diesem Jahr ist grossartig, verrät OK-Präsident Christian Schmid. An die 200 Namen enthält die Liste, das Who's who der Schweizer Rennszene kommt nach Hemberg, auch internationale Sportler sind am Start. Nach Fahrerinnen muss man lange suchen. Warum nur trauen sich immer noch so wenige in ein Rennauto? «Gute Frage», meint Vanessa Zenklusen, «vielleicht, weil die jungen Mädchen meist mehr von Pferden als von Autos halten.» Die 30-jährige Produkt- und Eventmanagerin aus Hallau denkt aber, dass sich dies in den nächsten Jahren ändern wird. «Einige junge und vielversprechende Mädchen und Frauen haben bereits den Weg in den Rennsport gefunden», so Zenklusen. Sie selbst ist schon seit 2015 aktiv dabei. Durch eine Kollegin, welche in der Berufsschule nach Streckenfunktionären gesucht habe, sei sie zum Motorsport gekommen. «Nach dem ersten Rennen war jedoch klar, dass ich selbst hinter dem Lenkrad sitzen will», erinnert sie sich. Nach Hemberg kommt die Hallauerin gerne: Das erste Mal war sie 2016 dabei. In diesem Jahr ist es ihr sechster Start im Toggenburg. «Ich mag die Strecke, da sie ziemlich technisch ist», sagt Vanessa Zenklusen, «auch das Drumherum gefällt mir sehr gut.» Sie liebt es, mit ihrem Subaru Impreza Type R einen Berg hinauf zu rasen. «Einerseits, weil es keinen Platz für Fehler gibt. Andererseits haben wir in der Schweiz keine Rundstrecke, jedoch viele Berge», erklärt sie lachend.
«Hemberg ist eine coole Gasse»
Keine weite Anreise hat Franziska Maissen aus dem thurgauischen Sulgau. Für sie sei das Bergrennen Hemberg fast ein Heimspiel, wie sie sagt, und zudem ist es eine «coole» Gasse. In Hemberg ist sie ihr erstes Bergrennen gefahren. Auch darum wird der Ort immer etwas Besonderes für sie sein. In diesem Jahr kommt sie zum zweiten Mal ins Toggenburg. Die 51-jährige Laborantin hat sich erst spät ihren Traum vom Motorsport erfüllt. 2018 mit dem privaten Kauf eines Suzuki Swift Sport 1.4 T fing alles an. «Suzuki Schweiz hat in dem Jahr darauf den Suzuki Swiss Racing Cup, mit eben diesen Autos, wieder neu ins Leben gerufen», erzählt sie. Durch Zufall habe sie davon erfahren und sich, ohne zu zögern, angemeldet. «Damit habe ich mir einen uralten Traum erfüllt», so Maissen. Warum immer noch so wenige Frauen aktiv Motorsport betreiben, ist ihr ein Rätsel. «Es könnte sein, dass sich Frauen das Rennfahren weniger zutrauen als Männer», meint sie. Sie selbst hat im Bergrennen ihre Disziplin gefunden. «Die Herausforderung eine Bergstrecke so schnell und sauber wie möglich zu fahren, reizt mich einfach», so Franziska Maissen, «nicht zu vergessen, man fährt ohne Gegenverkehr.» Ein Rennwochenende sei für sie wie Camping-Urlaub zwischen schönen und schnellen Autos. «Benzingeruch in der Luft und Gespräche über Reifendruck gehören dazu, wie auch das gemütliche Grillen am Abend.» Der wichtigste Teil sei aber immer noch das Fahren. «Verteilt über den Tag ist man für die schönsten zwei bis drei Minuten auf der Strecke im Auto», schwärmt Maissen.
«Das ganze Dorf macht mit»
Auch zum zweiten Mal startet Sabrina Fankhauser in Hemberg. Die 29-jährige Servicetechnikerin aus Arch im Berner Seenland ist seit frühster Kindheit eng mit dem Motorsport verbunden. Ihre beiden Onkel sind Kartrennen gefahren und der Vater war deren Mechaniker. «Ich bin praktisch auf dem Kartplatz aufgewachsen», sagt sie. Sie selbst nimmt erst seit dem vergangenen Jahr aktiv an Motorsportanlässen teil. «Da mein Freund Bergrennen fährt, ergab sich da eine Möglichkeit, das Hobby gemeinsam auszuüben.» Der besondere Reiz bestehe für sie darin, dass man nicht Durchlauf für Durchlauf trainieren kann, wie auf der Rundstrecke. Ihr erster Wettbewerb in Hemberg im vergangenen Jahr ist ihr noch gut in Erinnerung «Es war für mich überwältigend, Bergrennen endlich als Fahrerin zu erleben und nicht als Zuschauerin.» Es ist eine tolle Strecke und die Stimmung ist immer top, findet sie. «Das ganze Dorf macht mit, zusammen mit Oberhallau und Reitnau gehört es zu meinen Lieblingsrennen.» Sabrina Fankhauser findet, dass man sein Rennauto auch selber reparieren müsse im Notfall und weil dies nicht gerade ein typisches Frauenhobby sei, gehen zu wenige diesem nach. «Ich denke auch, dass das Interesse für den Rennsport bei den Frauen allgemein geringer ist als bei Männern», so Fankhauser.
Martina Heinrich
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