Adrian Gmür
vermisst im Polit Geflüster, den gut schweizerischen Kompromiss.
Trotz Regenwetter und Dunkelheit liessen es sich am Montagabend an die 100 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Ebnat-Kappel nicht nehmen, sich in der Aula Wier zur
Ebnat-Kappel Was lockte mehr die Nachfolgenutzung des Altbaus Wier oder das Budget 2024 und die für das kommende Jahr vorgeschlagenen Steuersätze? Gemeint sind Gemeindesteuern von 139 Prozent, Grundsteuern von 0,8 Promille und Feuerwehrabgaben von 20 Prozent. Gemeindepräsident Jon Fadri Huder betonte, das kommende Jahr werde eine herausfordernde Reise sein. «Mit dem Abschluss des Neubaus Pflegeheim Wier beenden wir noch in diesem Jahr das zweite Generationenprojekt in Ebnat-Kappel.» Der Betrieb werde neu unter dem Namen «Seniorenzentrum Wier» geführt. Die Nachfolgenutzung des Altbaus sei noch offen. Deshalb solle das Gebäude für drei Jahre an den Trägerverein Integrationsprojekte St.Gallen (Tisg) für die Unterbringung von bis zu 120 Flüchtlingen vermietet werden. Der Tisg kaufe auch das Provisorium, das während des Baus des Pflegeheims Wier für die Unterbringung von Bewohnerinnen und Bewohnern beim Heim Speer genutzt wurde. «Die Gemeinde profitiert in zweierlei Hinsicht von der Zusammenarbeit mit dem Tisg», so Huder, «die Mieteinnahmen von jährlich 340 000 Franken wie auch die Einnahmen durch den Verkauf des Provisoriums in der Höhe von 950 000 Franken entlasten das Budget.»
Die Verantwortlichen von Tisg, Zentrumsleiter Georges Schlumpf, Stellvertreter Marcel Sturzenegger und Geschäftsführerin Claudia Nef, gaben Einblick in ihr Projekt: 30 Vollzeitstellen seien zu besetzen, das mache 40 bis 50 Mitarbeitende. Für den Start im Januar werde auch Personal aus anderen Asylzentren aufgeboten, um den Wissenstransfer zu gewährleisten. Man beginne mit einer reduzierten Anzahl von Jugendlichen, nicht direkt mit 120. Der Aufbau geschehe über Monate. Und: Man wolle unbedingt auch das Gewerbe des Dorfes berücksichtigen. Nef betonte: «Der Fokus liegt auf der Schule, zuerst sollen sie Deutsch lernen, um dann integriert werden zu können.» Man habe Interesse an einem ruhigen, geordneten Betrieb. «Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde ist uns wichtig, so ist das Zentrum rund um die Uhr telefonisch zu erreichen, falls Probleme auftauchen.» Eine Bürgerin gab zum Ausdruck, dass es neben kritischen Stimmen auch viele gebe, die gerne mithelfen würden. Dass dies alles unter einem guten Stern stehe, betonte auch der Gemeindepräsident, als er versicherte, dass nachts die Beleuchtung bis halb elf unter der Woche, bis halb eins an Wochenenden ihren Dienst tue – anders als im Energiespar-Vorjahr.
Waren die jungen Männer aus fernen Ländern also kein Aufreger, so auch nicht die Finanzen: Der Gemeinderat budgetiert für 2024 einen Aufwandüberschuss von 1 544 900 Franken. Dieser sei dann zulässig, wenn er durch einen Bilanzüberschuss gedeckt sei, so Huder. Und dieser beträgt per 31. Dezember 2022 11 629 985.85 Franken. Der Steuerfuss bleibt wie bisher bei 139 Prozent, womit Ebnat-Kappel eine der «teuersten» Gemeinden der Region ist. Dazu Ratsschreiber Adrian Rüegg beim anschliessenden Apéro: «Dies hat sicherlich auch mit den beiden Generationen-Projekte zu tun. Im Weiteren sei die niedrige Steuerkraft natürlicher Personen in Ebnat-Kappel ein Grund dafür, dass für die Aufgabenbewältigung höhere prozentuale Steuereinnahmen benötigt würden. ⋌Th. Schaffner
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