Manuel Rüegg
hat mit dem Verein Rickenloipe über 500 Kilometer gespurt.
Zu teuer, zu massiv, zu gewaltig, zu unökologisch: kurzum einfach überbordet. Die geplante Thursanierung in Wattwil hat viele Kritiker. Einige haben sich jetzt zusammen geschlossen und den Verein IG Vernünftige Thursanierung Wattwil ins Leben gerufen.
Wattwil Schon seit 2018 versucht eine Interessengemeinschaft, die IG «Vernünftiger Hochwasserschutz an der Thur», dass der Kanton St.Gallen ein sicheres, aber nicht überdimensioniertes, Projekt zur Thursanierung vorstellt. Doch alle bisher vorliegenden Ideen sind schlichtweg «überbordet», so die IG-Vertreter. An dem Projekt wurden schon einige Anpassungen vorgenommen, doch bisher war keine zufriedenstellend. Momentan befindet sich das Projekt in seiner fünften Überarbeitung und umfasst 2000 Seiten. Längst ist auch die Politik wirksam geworden, verschiedene Kantonsräte aus dem Toggenburg haben auf Missstände aufmerksam gemacht und einige Vorstösse lanciert. Um zukünftig besser aufzutreten und Kräfte zu bündeln, hat man sich in einem Verein zusammen getan. Am Montagabend fand die Gründungsversammlung statt. Der Verein IG Vernünftige Thursanierung Wattwil hat sich zum Ziel gesetzt, sich für einen vernünftigen Hochwasserschutz zu engagieren, der den Erhalt von Kulturland, die Schonung der Baumallee und den Schutz des Grundeigentums in den Fokus stellt.
Die Gründung des Vereins IG Vernünftige Thursanierung Wattwil wurde im Berufs- und Weiterbildungszentrum Toggenburg vollzogen. Rund 120 Teilnehmer, unter ihnen einige Toggenburger Kantonsräte der bürgerlichen Parteien, waren anwesend. Sie erfuhren von SVP-Kantonsrat Christian Vogel, den aktuellen Stand des Projektes der fünf Kilometer langen Thursanierung zwischen Ulisbach und Flooz. Anschliessend erklärte Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbands und Mitte-Nationalrat , die Bedeutung von landwirtschaftlichen Nutzland und unterstrich, wie wichtig es sei, dass dieses nicht leichtfertig geopfert wird. Ritter sagte zu den Anwesenden: «Dass es den Verein unbedingt braucht, um eine vernünftige Thursanierung durchzusetzen, bevor das Projekt vors St.Galler Stimmvolk kommt.» Er verwies auch auf die enormen Finanzierungskosten von derzeit rund 110 Millionen Franken und betonte, dass die Folgekosten für den Unterhalt nicht unerheblich seien. Im Anschluss an Ritters Referat hatte Walter Locher, St.Galler HEV-Präsident und ehemaliger St.Galler FDP-Kantonsrat, das Wort. Er sprach über die weitreichenden Einschränkungen, die der Gewässerraum und die geplanten Freihaltezonen mit sich brachten und erklärte, dass selbst kleinste bauliche Veränderungen auf Privatgrundstücken in Zukunft einer Bewilligung bedürfen. «Die Rechte der Anrainer würden durch Enteignungen und strenge Vorschriften massiv beschnitten.» Die Renaturierung habe seiner Meinung nach, bei dem vorliegenden Projekt einen unverhältnismässig hohen Stellenwert, der in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Erfordernissen stehe.
Nach den Ausführungen von Ritter und Locher folgte der Gründungsakt des Vereins. Zum ersten Präsidenten wurde Flurin Schmid, Präsident der FDP Wattwil-Lichtensteig gewählt. Der Verein wird sich nun dafür einsetzen, dass Wattwil vor Hochwasser geschützt wird, aber dafür kein unnötiges Land verbaut wird, Alleebäume nicht gefällt und öffentliche Gelder sinnvoll eingesetzt werden. Er appelliert an die Bürger, sich aktiv zu beteiligen. Noch in diesem Jahr will die Regierung dem St.Galler Kantonsrat weitere Details zum Projekt vorlegen. Im Jahr 2026 soll dann der Rat das Vorhaben in zwei Lesungen beraten, bevor ein Beschluss gefasst wird. Anschliessend erfolgt die Referendumsabstimmung im Kanton. Im Herbst 2026 würde die öffentliche Auflage kommen. Danach werden Einspracheverhandlungen geführt und nach einem rechtskräftigen Projekt beginnt der Landerwerb. Der Baubeginn ist ab 2028 vorgesehen.
⋌Martina Heinrich
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