Hans Jörg Fehle
erzählt, weshalb der Tod aus der Gesellschaft verdrängt wird.
Ralph Rütsche: «Beide Organisationen sollen ihre Eigenständigkeit bewahren.»
Das regionale Alterszentrum Solino in Bütschwil und das Haus für Betagte in Kirchberg spannen künftig zusammen. Von und miteinander lernen und sich wo möglich gegenseitig unterstützen lautet ab dem 1. Januar die Devise.
Bütschwil Dank einer engen Zusammenarbeit wollen das regionale Alterszentrum Solino Bütschwil und das Haus für Betagte Sonnegrund Kirchberg, die zukünftigen Herausforderungen gemeinsam meistern. Die operativen Themen sollen dabei effizienter und wirtschaftlicher gelöst werden können. Beide Institutionen werden rechtlich selbstständig bleiben und die strategischen Organe auch in Zukunft unabhängig sein. Ralph Rütsche ist Geschäftsleiter des Solino. Er erklärt, welche Möglichkeiten in der Zusammenarbeit bestehen und wo ungenutztes Potential brach liegt. Zudem hat er sich Gedanken gemacht, wie das Leben im Alter in Zukunft wohl aussehen wird.
Ralph Rütsche, wo sehen Sie den grössten Mehrwert in der Zusammenarbeit?
Wir können weiterhin hochstehende Dienstleistungen für unsere Bewohnenden sicherstellen und unsere Attraktivität als Arbeitgeber weiter steigern. Wir werden zum Beispiel prüfen, ob wir in Zukunft einen gemeinsamen Springerpool für Mitarbeitende schaffen, die gerne flexibel arbeiten möchten und auch kurzfristige Einsätze in beiden Institutionen übernehmen können. Zudem sind auch neue Fachfunktionen denkbar, welche die einzelne Institution nicht schaffen könnte. Solche Ideen werden helfen, die Herausforderungen des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen zu meistern.
Was ändert sich für die Mitarbeitenden ab dem 1. Januar 2025?
Für die Mitarbeitenden wird es keine Änderungen geben. Es haben aber schon einige vom Sonnegrund an unseren internen Schulungen teilgenommen. Wir freuen uns, dass dieser Kontakt und Austausch weiter intensiviert wird und wir uns gegenseitig helfen.
Die regulatorischen Vorgaben werden steigen. Was heisst das genau?
Ich nenne hier ein Beispiel: die Einführung des Elektronischen Patienten Dossiers (EPD). Die Langzeitinstitutionen sind verpflichtet, sich einer Stammgemeinschaft anzuschliessen und Mitarbeitende in speziellen Schulungen auszubilden sowie IT Hardware und Software zu beschaffen. Die ist im Grundsatz gut, bisher sind für uns als Institution aber nur Kosten entstanden, ohne dass ein Mehrwert für die Bewohnenden entsteht. Davon gibt es weitere Beispiele.
Kennen Sie andere Institutionen, die diesen Schritt in ähnlichem Umfang bereits gemacht haben?
Mir sind keine ähnlichen Kooperationen im Langzeitbereich bekannt. Ich gehe aber davon aus, dass dies in Zukunft vermehrt ein Thema sein wird. Gerade kleinere Institutionen müssen sich überlegen, wie sie die anstehenden Herausforderungen meistern wollen.
Ist die Zusammenarbeit der beiden Institutionen befristet?
Die Zusammenarbeit zwischen dem Sonnegrund und dem Solino ist nicht befristet. Wir starten nächstes Jahr die gemeinsame Reise und werden immer wieder evaluieren, in welchen Bereichen eine vertiefte Zusammenarbeit einen Mehrwert für die Bewohnerinnen und Bewohner darstellt.
Wo sehen sie das «Leben im Alter» in Zukunft?
Aufgrund der demografischen Entwicklung gibt es immer mehr ältere Menschen. Glaubt man den Prognosen, müssten in der Schweiz knapp 900 Seniorenzentren in der Grösse des «Solinos» entstehen, um den zukünftigen Bedarf abdecken zu können. Dies ist aber schlicht unmöglich und nicht finanzierbar. Es braucht also neue Lösungen. Die Menschen werden künftig länger zu Hause in den eigenen vier Wänden wohnen. Die Politik, aber auch wir als ganze Gesellschaft sind hier gefordert. Ein Lösungsansatz ist beispielsweise das neue Alterskonzept der Gemeinde Bütschwil-Ganterschwil.
Was sieht das Konzept vor?
In Zukunft werden die Leistungserbringer wie Spitex oder Pro Senectute noch enger zusammenarbeiten. Auch wir als Seniorenzentrum können hier einen Beitrag leisten, indem wir unter anderem Mahlzeiten nach Hause liefern oder Ferien- und Entlastungsaufenthalte sowie Tagesstrukturen anbieten.
Auch unser neues Angebot zum betreuten Wohnen ist ebenfalls ein Weg. Dabei handelt es sich um ein vorgelagertes Angebot, welches eine möglichst hohe Autonomie und Selbstständigkeit auch im hohen Alter ermöglicht.
Interview: Andreas Lehmann
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