S.Hartmann
sieht wegen den zahlreichen Unfällen im Toggenburg Handlungsbedarf.
Die Thursanierung in Wattwil ufert aus.
Von Martina Heinrich
Wattwil Im Wasserbauprojekt «Thursanierung Wattwil» führen Kanton und Gemeinde die öffentliche Mitwirkung zum Gesamtprojekt durch, obwohl die Alarmzeichen vor allem bei den Kosten auf «rot»» sind und noch wesentliche Informationen fehlen bzw. wichtige Punkte nicht geklärt sind, heisst es in einer Mitteilung der Interessengemeinschaft «Vernünftiger Hochwasserschutz an der Thur» (IG VH Thur). Bereits mehrfach hat die IG darauf hingewiesen, dass das Projekt nicht den Grundsätzen eines wirksamen Hochwasserschutzes entspricht. Das Projekt sei überdimensioniert und habe immense Kostenfolgen, so die IG. Es zerstöre die über viele Jahrzehnte gewachsene Baumallee entlang der Thur und vernichte zu viel Kulturland. Zudem fördere es die Wasser- und Klimaerwärmung. Im Projekt erfolgt eine willkürliche Festlegungdes Gewässerraums, schreibt die IG und die Eigentumsrechte der Anstösser werden missachtet. Durch die Verbreiterung der Thurwege werden diese unfallträchtiger und gefährlicher.
Neu kritisiert die IG, dass sich die prognostizierten Kosten mehr als verdoppelt haben und nun im dreistelligen Millionenbereich liegen. Bis Baubeginn (frühestens 2026) werden sich diese nochmals erhöhen, teilt die Interessengemeinschaft mit, denn die bisherige Schätzung basiert auf den Preisen von 2018. «Obwohl das Projektdossier rund 2000 Seiten umfasst, fehlen nach wie vor wesentliche Informationen», steht in der Mitteilung. Bisher erfolgte Eingaben seien nach wie vor nicht berücksichtigt worden. So werde Grundwasserschutz zu wenig beachtet. Die IG VH Thur hat seit jeher den hohen Kulturlandverlust von 60'000 Quadratmetern bemängelt und Projektalternativen gefordert. Für die Grundstücke entlang der Thur wird ein sogenannter Freihaltebereich verfügt, welcher bis an die bestehenden Gebäude reicht und sehr strenge Gestaltungsvorschriften enthält.
Obwohl angekündigt, gab es zu Beginn der Mitwirkung keine öffentliche Info-Veranstaltung seitens Kanton und Gemeinde. Dies wäre jedoch umso notwendiger gewesen, weil das Projekt um ein Vielfaches grösser ist als die erste Etappe, findet die IG. Die ursprüngliche Planung habe sich bereits um mehrere Jahre nach hinten verschoben und gegen die erste Etappe der Thursanierung seien noch zahlreiche Einsprachen hängig. Dennoch und trotz deutlicher Alarmzeichen wird nun mit grosser Eile das Planungsverfahren für die «grosse» Thursanierung vorangetrieben. Die Interessengemeinschaft «Vernünftiger Hochwasserschutz an der Thur» hält fest, dass angesichts der Kosten im dreistelligen Millionenbereich und dem miserablen Nutzen-Kostenverhältnis der Zeitpunkt nun definitiv gekommen ist, an dem die Verantwortlichen das gesamte Projekt von Grund auf hinterfragen müssen. Die IG lädt am Mittwoch 7. Juni, 20 Uhr zu einer öffentlichen Info-Veranstaltung mit dem Thema «Die vielen Schwachpunkte der Thursanierung» in die Aula des Berufs- und Weiterbildungszentrums Toggenburg in Wattwil ein.
Die beiden Toggenburger Mitte-Kantonsräte Adrian Gmür und Hansruedi Thoma haben eine Anfrage zur Thursanierung an die St.Galler Regierung eingereicht. Darin hinterfragen sie, wie auch die IG VH Thur, unter anderem die massiven Projektkosten und die 60’000 Quadratmeter Land, welche das Projekt verschlinge.
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