Adrian Gmür
vermisst im Polit Geflüster, den gut schweizerischen Kompromiss.
Seit diesem Jahr präsidiert der gebürtige Rickner Manuel Rüegg den Verein Rickenloipe. Trotz latentem Schneemangel und den gescheiterten Zweitstandortplänen auf der Schwägalp schauen er und seine Mitstreiter optimistisch in die (Langlauf-)Zukunft.
Ricken «Nein, das ist nicht aussergewöhnlich früh», sagt Manuel Rüegg. Die Saison auf der Rickenloipe konnte am 29. November eröffnet werden. Der erste starke Schneefall reichte, um eine Skating-Loipe zu präparieren. «Für eine klassische Loipe braucht es aber schon noch einige Zentimeter mehr Schnee, damit der Untergrund keinen Schaden nimmt», erklärt er. Rüegg ist auf dem Ricken aufgewachsen und seit 2014 im Vorstand des Vereins Rickenloipe tätig. Dieses Jahr hat er das Präsidium übernommen. Dem bald 30-jährigen ehemaligen Nordischen Kombinierer liegen die 45 Loipenkilometer auf dem Pass zwischen den Wahlkreisen Toggenburg und See-Gaster am Herzen: «Als Präsident setzte ich mich für die Zukunft des Langlaufsports auf 800 Metern über Meer ein und kann dabei auf die tatkräftige Unterstützung von circa 35 aktiven Helfern und Helferinnen zählen. Sie sind ebenfalls mit viel Elan dabei und präparieren Loipen und Material, verkaufen Tagespässe, verwalten Mietmaterial, geben im kleinen Bistro Snacks und Getränke heraus oder verkaufen im Clubhaus Langlaufmaterial.»
Langlauf hatte hierzulande lange ein etwas angestaubtes Image. Vor allem ältere Leute seien auf den Loipen anzutreffen: keine Kinder, keiner Familien, keine Jugendlichen. Rüegg lacht: «Das war einmal! Mit der Coronapandemie haben ganz viele diesen fantastischen Sport für sich entdeckt.» In der Tat spricht etwas Gewichtiges für den Langlauf als Familiensport: der Preis. «Eine vierköpfige Familie kann bei uns einen ganzen Tag im Schnee verbringen und bezahlt inklusiv Materialmiete kaum 100 Franken dafür», sagt Rüegg. Mit der Zwergliloipe ist man auf dem Ricken auch für Kleinkinder attraktiv. Zudem bieten das Bistro und zwei örtliche Restaurants ideale Rahmenbedingungen für einen schönen Familientag im Schnee.
Mit 45 Loipenkilometern hat man das Potenzial auf dem Ricken ausgeschöpft. Mit dem Klimawandel kommt eine latente Schneeunsicherheit hinzu. Im langjährigen Durchschnitt ist die Loipe während 80 Betriebstagen geöffnet. In der letzten Saison waren es gerade mal 29 Betriebstage. «Eine Prognose zu machen, ist schwierig», sagt Rüegg. Der Verein mache sich durchaus Gedanken, wie der Langlaufsport auch in Zukunft noch betrieben werden kann. «Wir haben geprüft, ob eine Textilloipe in Frage kommen könnte», holt Rüegg aus. Diese Idee musste man verwerfen, weil die Technik noch nicht ausgereift genug ist. Geprüft wurde auch ein möglicher Zweitstandort auf erhöhter Lage: zuerst ganz in der Nähe. Auf der Tönneren auf Eschenbacher Gemeindegebiet scheiterten die Pläne letztendlich an der Unvernunft der Sommergäste, die rücksichtslos durchs hohe Gras wanderten und dadurch Goodwill der beteiligten Landwirte zerstörten. Danach zog der Verein die Schwägalp in Betracht: «Zwischen dem Laternliweg, dem Schneeschuhtrail und den Winterwanderwegen sahen wir eine passende Möglichkeit, eine vier bis fünf Kilometer lange Loipe zu präparieren», erzählt Rüegg. Obwohl dafür keine Bauten notwendig sind, musste der Verein für die touristische Nutzung ein Baugesuch eingeben. Die beiden Umweltverbände WWF und Pro Natura erhoben Einsprache. «Wir haben das Gespräch gesucht und dargestellt, dass wir mit der Loipe keinen schädlichen Eingriff in die Natur machen und die Loipe an gleicher Stelle errichten, an der diese bis vor 18 Jahren bereits gespurt wurde. Doch die beiden Verbände zeigten kein Verständnis: Der Verein hätte für Tausende von Franken ein Gutachten erstellen lassen müssen, um die Argumente der Umweltverbände zu entkräften. «Möglicherweise hätten wir dann eine Baubewilligung erhalten», meint Rüegg. Diese hätte dann nur zwei Jahre Gültigkeit gehabt. Ein allfälliges Rechtsverfahren gegen eine erteilte Baubewilligung hätte zusätzlich viel Zeit und Geld gekostet. «Das können wir uns als Verein gar nicht leisten.» Auch auf das Angebot, im Gegenzug auf dem Ricken auf die Höhenloipe auf den Wissboden, die teilweise durch Wildschutzgebiet führt, zu verzichten, stiess bei den beiden Verbänden auf kein Gehör. Doch der Präsident schaut trotz zurückgezogenem Baugesuch optimistisch in die Zukunft: «Wir sind motiviert, an Aufgeben haben wir noch nie gedacht. Wenn es Schnee hat, präparieren wir die Loipe, auch wenn wir von Hand schaufeln müssen.»
Michel Bossart
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